Tuesday, 14. August 2007

der tut nichts, der will nur spielen

Es ist an der Zeit, einmal ein paar Worte zum Thema Hundebesitzer zu verlieren. Man kennt ja die üblichen Klischees und gewiss wird unzähligen Herrchen und Frauchen oft unrecht getan. Am süßesten finden die Vierbeiner immer die Besitzer, die davon ausgehen, dass auch der Rest der Welt beim Anblick ihres Lieblings in grenzenlose Entzückung ausbricht. Es soll schon vorgekommen sein, dass Hunde als Testballons fungieren, um auszuloten, ob man später auch mit wirklichem eigenen Nachwuchs zurecht käme, den sich ein Paar momentan noch nicht in seiner vollen Tragweite und der daran gekoppelten unermesslichen Verantwortung zutraut. Sehr erheiternd sind auch immer wieder Hunde, die nach einiger Zeit zur Karikatur ihres Halters werden.
Unerträglich jedoch wird für mich das Zusammentreffen mit einem Hund, wenn der Besitzer in Anbetracht der einschüchternden Anwesenheit seines Kampfhundes so tut, als handle es sich lediglich um einen Goldfisch oder ein anderes harmloses Haustier. Erst neulich wieder kam ich in diese unangenehme Lage.

Im Zuge einer Wohnungsbesichtigung erklomm ich arglos die 4 Etagen meiner zukünftigen Behausung, als die Tür aufging und schwerfällig wie eine kleine Straßenwalze ein bulldoggenähnliches Tier sich adipös schnaufend vom Treppenabsatz aus auf mich herabblickte. Das bemittleidenswerte Geschöpf, dass wohl dank wohlgemeinter Überfütterung an so mancher Wohlstandskrankheit litt, versperrte mit seinen Ausmassen vollständig die Türe und blickte mich aus triefenden Augen an. Glücklicherweise hatte es, wie alle übergewichtigen Wesen, keine gossen Ambitionen zum Treppensteigen, weder hinab, noch hinauf. So wartete es in der Gewissheit, dass ich bald auf seinem Revier ankäme im Türrahmen auf mich. Ein beinahe ebenso beleibter Besitzer, erschien hinter seinem Hund und wunderte sich, warum ich nicht unbesorgt über den Hund sprang. Er bat mich hinein, war aber nicht in der Lage, das Vieh zurückzuhalten. Es hatte in der Wohnung kein Halsband, an dem es in Zaum gehalten werden konnte um und hörte auch nicht auf die sonst üblichen Befehle, mit denen man Hunde sitz, platz oder sonstwas machen lässt. Ich nahm alle meinen Mut zusammen, bekundete mein Unwohlsein mit einem: "Ich bin eher der Katzentyp" und der Bitte, das Tier doch in Zaum zu halten. Dies verfehlte jegliche erhoffte Wirkung. Während der Besichtigung der Wohnung musste ich es mit vor Angst steifen Gliedern und äußerster Anspannung über mich ergehen lassen, dass das schnaufende Dickerchen mir die Füße, die an diesem Tag zu allem Überfluss in Flip Flops steckten, ableckte. Der Hausherr tat es als Liebesbekundung seines Hundes, ich als Vorkosten des nächsten Snacks ab. Nach 10 Minuten wurde der Wonneproppen endlich ins Badezimmer gesperrt. "Der tut nichts, der will nur spielen" wurde mehrfach versichert. Erst als auch ich mehrfach darauf hinwies, dass ich es nicht sehr schätze, wenn meine Füße von Hunden gekostet werden, sah man ein, dass die Welt wohl nicht zu 100 Prozent aus Hundefans besteht. Kurz flackerte der furchtlose Gedanke in meinem Kopf auf, dem Vieh einen leichten Tritt zu versetzten, um es zur Raison zu bringen, aber dann besann ich mich. Mit der Vorstellung, dass ich die Wohnung mit nur einem heilen Fuß verlassen würde, ließ mich die Idee schnell wieder verwerfen.
In der nun endlich hundebereinigeten Wohnung wurden wir uns letztlich einig, aber der Schreck wirkte noch ein wenig nach. Die Räumlichkeiten sind ohne Tier ganz entzückend und ich werde sie wohl recht bald auch - bulldoggenlos - genießen können. Aber eines möchte ich doch an dieser Stelle betonen. Es gibt Menschen, denen ist die Nähe eines Hundes nicht so angenehm wie dem Besitzer selbst, der aus mir unverständlichen Gründen sicher Bett und Wanne mit ihm teilen würde. Ich nicht! Und wenn ich einen bissigen Hund nicht mit der gleichen Nonchalance, wie einem auf meiner Schulter gelandeten Schmetterling betrachte, dann sollte dies auch bitteschön akzeptiert werden. Alles andere finde ich äußerst respektlos.

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